2022 – Pustelschwein – Zootier des Jahres

Nach ausgiebiger Abwägung aller Fokusarten, die weniger Beachtung finden aber akuter Hilfe bedürfen, haben wir uns dazu entschieden, das „Pustelschwein“ zum „Zootier des Jahres“ 2022 zu wählen.

Viele asiatische Schweinearten sind durch den Verlust des Lebensraumes bedroht, welcher durch illegalen Holzeinschlag bzw. kommerziellen Kahlschlag, Ausbreitung der Landwirtschaft sowie Brandrodungen verursacht wird. Ihre Bestände sind daher in zahlreiche stark fragmentierte
Populationen zersplittert. Die Hybridisierung mit entlaufenen Hausschweinen bzw. Wildschweinen (Sus scrofa) stellt ein weiteres Problem dar. Da die Tiere häufig Ernteschäden verursachen, werden sie zudem sehr stark bejagt und dienen in einigen Regionen immer noch als bevorzugte Nahrungsquelle.

Mit der Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) sind insbesondere kleine Inselpopulationen asiatischer Schweinearten, wie Bawean-Pustelschweine (Sus blouchi), Java-Pustelschweine (Sus verrucosus) oder Visaya-Pustelschweine (Sus cebifrons) gefährdeter denn je. Die Auswirkungen von ASP auf den Artenschutz im asiatisch-pazifischen Raum könnten aufgrund der potenziell hohen Sterblichkeitsrate bei einheimischen Wildschweinen verheerend sein. Die International Union for
Conservation of Nature’s Species Survival Commission (IUCN SSC) äußert sich daher zunehmend besorgt, dass ASP-Ausbrüche die elf asiatischen Wildschweinarten an den Rand der Ausrottung bringen könnten. Sie erklärt, dass der Verlust einheimischer Wildarten auch fragile ökologische Gemeinschaften beeinträchtigen würde, indem bereits gefährdeten Raubtieren eine lebenswichtige Nahrungsquelle entzogen wird.
Die akute Bedrohungslage durch ASP für seltene Schweinearten in Südostasien trifft in der Region häufig auf fehlendes Verständnis, weshalb bereits Diskussionen mit den Behörden vor Ort stattfinden.

Auch unsere Zoobestände sind aktuell durch diese Tierseuche bedroht, da es in den nächsten Jahren durch veterinäramtliche Maßnahmen zu Einschränkungen bei der Haltung kommen wird. Einige Zoos bekommen das aktuell bereits in Form einer Stallpflicht für Schweine zu spüren. Gerade im Hinblick darauf, dass Schweine die nicht regelmäßig züchten, zu Unfruchtbarkeit neigen, ist es für die Erhaltungszucht wichtig, dieses Thema frühzeitig anzusprechen. Das Problem besteht bereits in amerikanischen Zoos, die Geburtenkontrolle bei bedrohten Wildschweinarten mit hormonellen
Medikamenten oder der Trennung der Geschlechter praktizieren, was zur permanenten Unfruchtbarkeit vieler Muttertiere führte. Dies gefährdet somit das eigentliche Ziel, eine intakte Population über viele Generationen hinweg zu erhalten. Bei einer angeordneten Stallplicht oder Bestandsreduktion wären daher auch im deutschsprachigen Raum ähnliche Auswirkungen zu
befürchten.